Haus Frida

Geschichte der Mutter-Kind-Häuser (MuKis) der Caritas Wien

Das erste Mutter-Kind-Haus (kurz auch MuKi) entstand 1993 in der Vorgartenstraße 90. Das jetzige Haus Immanuel begann klein mit leerstehenden Wohnungen im Haus, ehe es durch mehrere Umbauphasen erweitert wurde.

2009/2010 kam das Haus Luise dazu mit zusätzlichen Angeboten und letztendlich 2017 das Haus Frida, um auf den Bedarf von Müttern mit ihren Kindern zu reagieren, die keinen Anspruch auf Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe haben

Das Haus Frida auf einen Blick:

  • 2017 im Sonnenwendviertel eröffnet, 2018 Umzug in die Axel-Corti-Gasse 12.
  • Derzeit 21 Mitarbeiter*innen. Bezugsbetreuer*innen, Kinderbetreuer*innen, Zivildiener, Admin, Haustechnik, Leitung.
  • Schwerpunkt: Bezugsbetreuung, Entwicklung und Abklärung von Perspektiven, Workshops im Rahmen des Projekts „MIGeinander“
  • Aktuell 15 Plätze im Übergangswohnen, max. Aufenthaltsdauer 2 Jahre; 8 Plätze im Notquartier, max. Aufenthaltsdauer 3 Monate.

Nachgefragt! – Bei Karin Eichler (Leiterin)

bra: Woher kommt der Name des Hauses?

Karin: In einem partizipativen Prozess hat das „Team der 1. Stunde“ drei Namen ausgewählt und das Marketing hat sich dann für „Haus Frida“ entschieden – in Anlehnung an die weltberühmte Frida Kahlo.

Welchen Auftrag erfüllt das Haus?

Ziel ist es zunächst, Frauen und deren Kinder, welche keinen Anspruch auf die Wiener Wohnungslosenhilfe haben, möglichst unbürokratisch und niederschwellig unterzubringen. Ein Drittel der Plätze stehen Müttern und Kindern zur Verfügung, die einen Frauenhausaufenthalt hinter sich haben und von massiver Gewalt betroffen waren. Es wird mit den Familien an einer Stabilisierung und an Perspektiven gearbeitet.


Kolleg*innen gefragt! – Interview mit Florian Morawek

bra: Wie lange arbeitest du schon im Haus Frida?

Florian: Ich arbeite seit bald fünf Jahren im Haus Frida, war von Anfang an mit dabei und habe auch den Umzug in die Axel-Corti-Gasse mitgemacht. Gemeinsam mit einer Kollegin bin ich Teil der Bezugsbetreuung/Pädagogik. Wir betreuen sechs Klientinnen mit ihren Kindern.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders gut?

Die Arbeit ist sehr sinnvoll, weil wir durch unser alltägliches Tun die unmittelbare Lebenssituation unserer Klientinnen verändern und verbessern. Durch unsere Unterstützung und die Bereitstellung von Wohnplatz, Essen und Gewand wird eine Verbesserung schnell sichtbar. Zum Beispiel, wenn eine Frau mit Null Einkommen und ohne Krankenversicherung bei uns einzieht, dann versuchen wir, rasch die Bezüge wieder ins Laufen zu bringen und damit die Handlungsmöglichkeiten der Frau zu erweitern. Bei den Kindern ist es oft sehr schön zu beobachten, wie schüchterne und zurückgezogene Kinder langsam aus sich herauskommen, mutiger werden, Kontakte und Freundschaften schließen. Die Bezugsbetreuungsduos im Haus Frida finde ich gut, weil es Rückhalt bei einer zweiten Person gibt, man nicht alles selbst entscheiden muss.

Fällt dir eine kleine Geschichte ein, die dir in Erinnerung geblieben ist, dich beeindruckt oder besonders berührt hat?

Ja, da gibt es eine Fallgeschichte, die auch schon in den Medien war. Es handelt sich um eine Klientin, die mit nichts gekommen ist – ohne Aufenthaltstitel, kein Geld, kein Einkommen, aus einem prekären Wohnverhältnis. Nun wohnt sie allein mit ihren Kindern, arbeitet, alle haben Aufenthaltstitel und die Kinder sind mit Kindergarten und Schule gut versorgt. Eine andere Klientin hat lange betreut gewohnt, keine finanziellen Ansprüche, im Raum stand immer, dass sie nicht arbeitsfähig sei. Mittlerweile hat sie einen Job in der Reinigung, den sie auch hält, und wohnt in einer Gemeindewohnung. Das sind die schönen Lichtblicke im Job.

Gibt es auch Erschwernisse im Arbeitsalltag?

Ja, die Pandemie spielt da auf jeden Fall eine Rolle. Wir waren dadurch weniger im Haus, hatten phasenweise weniger direkte Kontakte. Eine Herausforderung war auch die Vermittlung der sich ändernden Corona-Regeln. Zudem sind Behörden schwer erreichbar und die Bearbeitungszeiten lange. Für manche Frauen gibt es kein passendes Angebot in der Soziallandschaft, zum Beispiel für psychisch erkrankte Frauen mit Kindern.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Haus Frida?

Dass es so, wie es ist, bestehen bleibt und dass es zu keinen Sparmaßnahmen von Seite der Fördergeber*innen kommt. Die Leitung sorgt für gute Arbeitsbedingungen und alle Mitarbeiter*innen sind motiviert.

Gibt es etwas, das du deinem Betriebsrat mitteilen möchtest?

Ich finde die Diskussion zur Arbeitszeitreduzierung gut und sinnvoll, aber für mich ist der Stundensatz derzeit zu niedrig. Da entscheidet man sich leicht dafür, eine Stunde mehr zu arbeiten. Ich glaube auch, dass man mit weniger Stunden produktiver ist, aber der Verdienst müsste besser sein.


  • Bericht & Interviews: Andrea Abedi, langjährige Mitarbeiterin in der Sozialberatung, seit 2018 im Haus Immanuel; Betriebsrätin
  • Fotos: (c) Caritas Wien